Prof. Marika Sobotka

Lebenslauf
     
Ich wurde am 1. April 1946 im wunderschönen griechischen Saloniki geboren. Mein Vater stammte aus der Hauptstadt der Verwaltungsregion Zentralmakedonien, die an den Ausläufern des 1200 m hohen Berges Chortiatis liegt und an den den Thermaischen Golf grenzt.

Im zarten Alter von zwei Jahren kam ich mit meinen Eltern bereits nach Wien. Meine Mutter ist eine echte Wienerin, meine Urgroßeltern waren beide k.&.k.-Hofburgschauspieler, mein Vater war gebürtiger Grieche. Ich absolvierte die Pflichtschule, schloß die Handelsschule und eine Prüfung zur Gewerbeberechtigung ab, um mich – damals rund 20 Jahre alt – mit meinem ersten Mann Herbert Sobotka selbständig zu machen. Fast gleichzeitig mit der Eröffnung unseres Bastlergeschäftes im 22. Wiener Gemeindebezirk kam auch unsere Tochter Sabine zur Welt. Wer nun glaubt, daß dies unseren Alltag ausgefüllt hätte, der irrt: wir pachteten das Ausflugslokal "Die Helenenhütte" in Kritzendorf bei Klosterneuburg, wo wir – nach dem Geschäftsalltag in Sachen Holz – Abend für Abend unsere Gäste nicht nur kulinarisch, sondern auch musikalisch versorgten. Viele Wienerlied-Musiker zählten damals zu unseren Stammgästen, wie etwa das Duo Hilde und Richard Capek, die drei "alten" Spitzbuben Toni Strobl, Helmut Schicketanz und Helmut Reinberger, das Duo Hermi und Walter Lechner, Rudi Luksch, Adi Stassler, Walter Hojsa und Kurt Schaffer, Rita Krebs, natürlich Walter Heider. Mit letzterem haben wir Wienerlied-Abende gestaltet, es gab aber auch Evergreen-Abende, die alle sehr gut besucht waren und uns allen großen Spaß machten. Auch Toni Krutisch und Franz Lahner waren bei uns, lasen ihre eigenen Geschichten und Gedichte. Es war schon sehr schön.

Das große musikalische Talent von Herbert, er spielt Orgel und Akkordeon, führte damals zur


Marika und Herbert Sobotka nach einer
"Mariza"-Aufführung 1966
Gründung des "Duo Sobotka", ich war für‘s Singen zuständig. Apropos singen: Der Zufall brachte mich damals zur Operette, wo mein Mann ja schon einige Jahre als Buffo engagiert war. Ich begleitete ihn zu einer Aufführung der "Gräfin Mariza" von Emmerich Kálmán, wo sich herausstellte, daß die Darstellerin der "Zigeuerin Manja" aus unerfindlichen Gründen nicht auftauchte. Nun machte mein Mann Prof. Eduard Macku, er war ein Dojen der Operette, darauf aufmerksam, daß ich diese Rolle schon in einem kleinen Opernstudio geprobt hatte. Macku war erleichtert, daß die Vorstellung nicht abgesagt werden mußte, auch wenn er mir – was ich damals natürlich verstand – nicht zutraute, zu singen. Nun verkörperte ich halt die Zigeunerin, wenn auch "nur" als Sprechrolle. Das dürfte Prof. Macku beeindruckt haben, denn er engagierte uns daraufhin als Buffo-Paar, wir waren nach Baden, Berndorf, Bad Ischl usw. engagiert, erlebten viele wundervolle Vorstellungen auch auf zahlreichen Arbeiterkammer-Tourneen in die Bundesländer. Und das über zehn Jahre hindurch. Eine meiner Glanzpartien war der "Orlofsky" in der Strauß-Operette "Die Fledermaus" – eine sogenannte "Hosenrolle", deren Figur männlich ist, aber von einer Frau dargestellt wird –, oder die Chinesin Mi in Franz Lehárs "Land des Lächelns".

Dann führten uns zahlreiche Auftritte nach Deutschland und nach Spanien, unsere Musik wurde im Radio gespielt, wir waren oft bei der damals landesweit beliebten Mittagssendung "Autofahrer unterwegs" zu Gast, traten oft im Fernsehen auf, vor allem


Programm-Zettel zu unseren
Engagements auf Mallorca
bei Heinz Conrads und im "Senionerclub". Schallplattenaufnahmen gehörten natürlich auch dazu. Und schon damals entdeckte ich meine Liebe zum Wienerlied, wir waren nach Spanien engagiert worden, um in großen Hotels oder Clubs die Langzeiturlauber mit Wienerlied-Abenden zu unterhalten. Übrigens hat der Vater von Herbert auch Evergreen- und Wienerlieder komponiert, wie etwa "Wenns d‘ aufs hamgehn vergißt" und andere. Es sollte aber dann ein paar Jahre dauern, bis ich damit auch selbst auftrat – und vor allem alleine.

Durch die Trennung von meinem Mann Herbert war dann eine kleine "Sendepause", in der ich musikalisch überhaupt nichts gemacht habe. Dann habe ich meinen zweiten Mann Wolfgang Beck kennengelernt, der nicht locker ließ: gemeinsam mit meinem Ex-Schwiegervater drängten mich, doch wieder zu singen. Alleine wollte ich das aber sicherlich nicht. Eines Tages rief mich die Verlegerin Grete Rubesch an und wollte mich und meinen Ex-Mann Herbert als Duo engagieren. Ich sagte ihr, daß es das "Duo Sobotka" nicht mehr gebe, worauf sie meinte, dann sollte ich doch alleine auftreten. Das war so etwa 1987. Ich habe mich damals aber dann doch dazu entschlossen, worauf ich zu verschiedenen Wienerlied-Vereinigungen, wie zum Beispiel zur "Wiener Volkskunst" unter Prof. Herbert Seiter, zur Vereinigung "Das Wienerlied" unter Prof. Walter Heider und zur Vereinigung "Robert Posch" unter Joe Hans Wirtl eingeladen wurde, dort als Solistin aufzutreten. Dann mehrten sich auch Einzelveranstaltungen.

Wenn die Art der Interpretation meinem Publikum gefällt, habe ich das erreicht, was ich immer wollte. Das Wienerlied soll weiterleben, jedes Bundesland hat seine Volksmusik, und ich bin glücklich, für und von meiner Wienerstadt zu singen. So ist auch eines meiner Lieder entstanden mit dem Titel "d‘ Heimatstadt". Damit sage ich, daß wir glücklich sein können, Wien als unsere Heimatstadt bezeichnen zu können. Die Musik dazu kam übrigens von Lothar Steup. Jeder Mensch liebt seine Heimat – und ich bin stolz, eine Wienerin zu sein.
     
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erstellt am 20. 05. 07 © http://www.daswienerlied.at